Michael Naumann
5 Seiten · 2,17 EUR
(23. Juni 2017)
Aus der Einleitung:
Gunnar Heinsohns Beiträge zur globalen Demographie-Debatte haben verstört: Könnte es sein, dass seit ewigen Zeiten demographische Wachstumsphasen mit einem unvermeidlichen Überschuss an jungen Männern, für die es keine Arbeitsplätze oder Zukunftsperspektiven gab, eine hinreichende Voraussetzung für Kriege waren? Die zehn Millionen Tote des Ersten Weltkriegs – waren sie gleichsam natürliche, demographisch designierte Opfer jener Eruption des gewalttätigen Wahnsinns jener Jahre? Ganz einfach, weil es genug junge Männer gab, die sterben konnten, ohne dass eine ganze Gesellschaft, eine Nation gar von der Erdoberfläche verschwindet? Die Zahlen, die der Gelehrte anführt, scheinen dies zu bestätigen. Natürlich brechen keine Kriege aus, nur weil eine demographische Entwicklung genügend potentielle Krieger bereitgestellt hat. Andererseits gilt aber auch, dass die Weltkriege des 20. Jahrhunderts in ihrer mörderischen Form nicht möglich gewesen wären ohne die ungeheuren Massen, die sie an allen Fronten Europas ausfochten.
war Verleger (Rowohlt und Henry Holt), Chefredakteur der ZEIT und Staatsminister für Kultur. Er ist Direktor der Barenboim-Said Akademie in Berlin.