Arne Heise, Toralf Pusch
29 Seiten · 4,99 EUR
(Februar 2019)
Aus der Einleitung der Herausgeber:
Für die theoretische Analyse nutzen sie ein Modell, das auf dem DZ-Modell von Keynes basiert, in dem die Unternehmen diejenige Beschäftigung realisieren, bei der ihre Erlöse ihr Maximum erreichen. Dieses liegt bei Keynes im Schnittpunkt der Kurve der erwarteten Erlöse und der Kurve der Erlöse, die sie mindestens bei alternativen Beschäftigungsniveaus erzielen wollen. Letztere Kurve hat angesichts der zunehmenden Unsicherheit einen steigenden Verlauf.
Die Autoren ergänzen dieses Modell durch eine Preisgleichung, die das Preisniveau durch einen Mark up auf das (gegebene) Lohniveau bei gegebener Technologie bestimmt. Für ihre Analyse spalten sie die Volkswirtschaft in zwei Sektoren auf: Sektor A umfasst alle Unternehmen, die vom gesetzlichen Mindestlohn direkt betroffen sind, Sektor B alle übrigen. Indirekt sind beide betroffen, da für Sektor B das höhere Einkommen in Sektor A einen positiven Nachfrageeffekt bedeutet. Der Sektor A dürfte dagegen einen negativen Substitutionseffekt erleiden, während das Vorzeichen des Einkommenseffekts unbestimmt ist. Heise/Pusch halten es für wahrscheinlich, dass der Gesamteffekt für den Sektor B positiv sein wird, für den Sektor A negativ.
In ihrem empirischen Teil untersuchen die Autoren die Beschäftigungswirkung des Mindestlohns in Deutschland. Da in der Realität die Sektoren A und B schwer zu bestimmen sind, wählen sie folgenden Weg: Sie ermitteln für alle in den SOEP-Daten ausgewiesenen fast 50 Wirtschaftszweigen für das Jahr 2014 den Anteil der Lohn- und Gehaltsbezieher, die vom Mindestlohn betroffen sind. Dann ordnen sie die Wirtschaftszweige, bei denen dieser Anteil über 13% liegt, dem Sektor A zu, alle übrigen dem Sektor B. Sie ermitteln zugleich den durchschnittlichen Lohnanstieg für 2015, dem Jahr der Mindestlohn-Einführung, im Sektor A mit. Die Autoren ermitteln dann (soweit möglich) unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Preisentwicklung die Substitutions- und Einkommenseffekte in den beiden Sektoren. Das Ergebnis dieser empirischen Analyse entspricht den Erwartungen: Die Beschäftigungseffekte sind sehr gering; sie belaufen sich auf minus 0,4% im Sektor A und 0,0% im Sektor B. Zu diesen niedrigen Effekten könnte eine deutliche Erhöhung der Produktivität in den betroffenen Bereichen beigetragen hat, weil sie die Notwendigkeit, die Preise zu erhöhen, verringert haben. Die Autoren verweisen auch auf das Sonderproblem der besonders starken Abnahme der Mini-Jobs.
ist Universitätsprofessor für Finanzwissenschaft und Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik.
[weitere Titel]geb. 1977, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (Saale)
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