Hans Dieter Hellige
39 Seiten · 5,03 EUR
(23. April 2014)
Abstract:
Der aktuelle Transformationsprozess im deutschen Energiesystem wird von zwei gegensätzlichen Strategiekonzepten bestimmt: Einem stromlastigen zentralistischen Energiepfad, der die dezentrale Erneuerbaren- Produktion in den europaweiten regenerativen, fossilen und atomaren Elektrizitäts-Großhandelsmarkt integriert und der, IKT-gestützt, die Energieströme vorrangig als großskalige Kapitalströme organisiert. Und einem primär als Versorgung konzipierten dezentralen Energiepfad, der die benötigten Strom-, Wärme-, Kälte- und sonstigen Energiebedarfe so weit wie möglich mit einem lokalen bzw. regionalen Energiemix decken will, und der den erforderlichen überregionalen Energieausgleich als einen ebenfalls IKT-vermittelten kooperativen Verbund von Regelenergie- und Speicherkapazität-Anbietern anlegt. Die folgende historische Längsschnittbetrachtung früherer Transformationsprozesse des deutschen Energiesystems möchte nun zeigen, dass die derzeitige Transformationsblockade zu einem wesentlichen Teil auf Pfadabhängigkeiten und technologischen Schließungen der Vergangenheit beruht und dass die Transformation zu einer klima-, umwelt- gesellschaftsverträglichen Energieversorgung nur gelingen kann, wenn die historisch bedingten technischen Strukturprobleme und Verkrustungen der sozialen Architektur des Energiesystems überwunden werden, die schon frühere Anläufe zu einer Energiewende scheitern ließen.
Professor für Technikgestaltung und Technikgenese am artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen. Promotion 1976 an der TU Berlin; Habilitation auf dem Gebiet der historischen Technikgeneseforschung; Sprecher der Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte in der Gesellschaft für Informatik; derzeit Kooperationspartner im Forschungsfeld Energiewirtschaft im Projektverbund nordwest2050 für eine klimaangepasste Region Metropolregion Bremen-Oldenburg.