Michael Wendl
19 Seiten · 3,68 EUR
(15. April 2019)
Aus der Einleitung der Herausgeber:
Michael Wendl weist in seinem Beitrag mit dem Thema Verteilung, Produktivität und Tarifpolitik darauf hin, dass die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände sich erst Mitte der 1960er Jahre, nachdem der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) eines an den Zielen von Verteilungs- und Kostenneutralität orientiertes Konzept einer produktivitätsorientierten Tarifpolitik vorgestellt hatte, sich gemeinsam auf die Daten der VGR bezogen haben. Hier spielt die Lohnquote eine Rolle, weil eine Konstanz der Lohnquote angestrebt wurde. Noch wichtiger als die Lohnquote waren die Größen der Arbeitsproduktivität und der anzustrebenden Inflationsrate, weil beide Größen die normative Lohnformel für eine verteilungsneutrale Lohnpolitik darstellen sollen. Bei der Ermittlung dieser Größen wurden in den Jahren mit hoher Arbeitslosigkeit von Seiten des SVR wie der Arbeitgeber Abschläge bei der Größe des Produktivitätsanstiegs vorgenommen, ein Verfahren, dem sich die Gewerkschaften nicht angeschlossen haben. Strittig war auch, ob neben der Größe der Arbeitsproduktivität auch die Kapitalproduktivität zu berücksichtigen sei. Nach 2005 wurde in den Gewerkschaften, angestoßen durch wirtschaftswissenschaftliche Beratung gewerkschaftsnaher Ökonomen, eine neue Lohnformel diskutiert. Sie besteht aus dem trendmäßigen Produktivitätszuwachs puls der Zielinflationsrate der EZB. Ab 2012 gelang es den Gewerkschaften nach rund 15 Jahren der Lohnzurückhaltung wieder, diese Lohnformel der produktivitätsorientierten Tarifpolitik annähernd durchzusetzen.
Soziologe, hat von 1980 bis 2016 für die Gewerkschaften ÖTV und ver.di gearbeitet und für diese Tarifverhandlungen geführt. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Tarifpolitik und Geldpolitik. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift ‚Sozialismus‘.
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